Neue Publikation am Lehrstuhl für Personal und Organisation

Das Papier zeigt, dass niedrigere Lohnoptionen bei anderen Arbeitgebern den Spielraum bei Lohnverhandlungen von Beschäftigten in laufenden Arbeitsverträgen verringern. Lohnverhandlungen zwischen Arbeitgebern und ihren Beschäftigten sind selten direkt beobachtbar. Zudem gehen Änderungen externer Lohnoptionen häufig auch mit Änderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Betriebe einher, die wiederum die Löhne beeinflussen können. Beide Phänomene erschweren es, den eigentlichen Lohneffekt von externen Lohnoptionen auf die Lohnentwicklung der im Betrieb verbleibenden Beschäftigten zu messen.

Veronika Lukesch und Prof. Dr. Thomas Zwick vom Lehrstuhl für Personal und Organisation nutzen deshalb die Handwerksreform des Jahres 2004 als natürliches Experiment. Diese reduzierte die Lohnoptionen von Beschäftigten in klar definierten Berufen, die damals dereguliert wurden. Die Lohnoptionen von Beschäftigten in vergleichbaren Berufen, die weiterhin reguliert blieben und somit nicht betroffen waren, dienen als Referenz. Um allgemeine wirtschaftliche Effekte der Handwerksreform auf die betroffenen Betriebe auszublenden, werden nur Handwerker in Industrie- und Handelsbetrieben betrachtet, die dort als kleine und wirtschaftlich kaum relevante Minderheit der Belegschaften beschäftigt sind.

Die Löhne der Beschäftigten in den deregulierten Berufen stiegen in den fünf Jahren nach der Reform um circa 5% weniger stark an als die Löhne der Handwerker in den weiterhin regulierten Berufen. Die Lohndifferenzen zwischen beiden Gruppen traten vor allem bei Arbeitgebern mit relativ starken allgemeinen Lohnsteigerungen auf. Die Lohndifferenzen sind deshalb wohl hauptsächlich auf geringere Lohnerhöhungen, anstatt auf Lohnkürzungen bei den deregulierten Berufen zurückzuführen. Die Handwerksreform führte somit zu einer stärkeren Lohnspreizung zwischen vergleichbaren Beschäftigten in Betrieben, obwohl die Betriebe gar nicht selbst von der Reform betroffen waren. Dieses Beispiel zeigt, dass selbst die oft als restriktiv beschriebenen innerbetrieblichen Lohnverhandlungen in Deutschland elastisch auf wirtschaftliche Impulse von außen reagieren und Betriebe Lohndifferenzierungen nicht scheuen wenn Mitarbeiter in einer schlechteren Verhandlungsposition sind.

Der Artikel „Do Outside Options Drive Wage Inequalities in Retained Jobs? Evidence from a Natural Experiment“ von Thomas Zwick und Veronika Lukesch wurde von der Zeitschrift British Journal of Industrial Relations zur Publikation akzeptiert.