Im Wirtschaftsinformatik-Studium erlernen Studierende die Grundlagen der Künstlichen Intelligenz (KI) und erhalten Einblicke in die Herausforderungen und Dilemmata dieses spannenden Forschungsfelds.
Die Künstliche Intelligenz (KI) ist längst über die Sphären der Science-Fiction hinausgetreten und fester Bestandteil unseres Alltags geworden. Jedoch ist die aufregende Reise in die Zukunft dieser Technologie nicht frei von ethischen Herausforderungen: Im Rahmen des autonomen Fahrens beispielsweise könnte die KI bei einem Unfall über das Schicksal von Menschenleben entscheiden müssen. Dadurch rücken potenzielle Risiken, ethische Dilemmata und Sicherheitsbedenken in den Fokus, wenn diese Technologie in unseren Alltag integriert wird.
Bachelorstudierende der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in Würzburg haben die Möglichkeit, ihr Verständnis für KI und deren Anwendung zu vertiefen. Eine Möglichkeit dafür bietet das Seminar „Wirtschaftsinformatik und KI in Unternehmen“. Das Beispiel des autonomen Fahrens veranschaulicht die herausfordernden ethischen Risiken der KI. Es bietet den Studierenden einen praxisnahen Zugang zu den komplexen ethischen Fragestellungen, die sich ergeben, wenn KI in reale Anwendungen integriert wird.
Die Vorstellung, KI umfassend in unseren Alltag zu integrieren, fasziniert. Gleichzeitig muss jedoch bedacht werden, wer die Verantwortung übernimmt. Im Kontext des EU-Entwurfs für die KI-Gesetzgebung wird betont, dass eine Trennung zwischen der Entwicklung der Grundlagentechnologie und der Anwendung erfolgt. Bei grundlegenden Technologien, wie großen Sprachenmodellen, sollen Entwickler:innen nicht für den Output verantwortlich sein. Damit soll eine Behinderung der Innovation vermieden werden. In der praktischen Anwendung hingegen sollen Entwickler:innen und Betreiber:innen für KI-Entscheidungen verantwortlich gemacht werden. Das Ziel ist, KI sicher zu gestalten, ohne die Entwicklung zu stark einzuschränken.
Die Herausforderung der Black-Box: Kontrollierbarkeit und Transparenz
Ein zentraler Punkt in der Diskussion ist die sogenannte Black Box. Bei komplexen Verfahren wie tiefen neuronalen Netzen bleibt oft unklar, wie die KI ihre Entscheidungen trifft. Dies macht es schwierig, die Technik zu kontrollieren. Intensive Forschung zielt darauf ab, auch bei komplexen Verfahren wie diesen mehr Transparenz zu schaffen.
Der Bachelorstudiengang Wirtschaftsinformatik ermöglicht es den Studierenden, sich bereits in Fächern wie „Smart Cities and Geospatial Data Analytics“ mit der Nutzung von Daten vertraut zu machen. Dabei wird thematisiert, wie eine KI besser kontrolliert und mit dem Problem der Black Box umgegangen werden kann. In dem Fach „Simulation for Decision Making“ bekommen die Studierenden zudem die Möglichkeit, einen digitalen Zwilling zu erstellen. Mithilfe dieses digitalen Zwillings lassen sich die Realität oder geplante Projekte virtuell abbilden und können so dabei helfen, die Auswirkungen einer KI besser einzuschätzen. Auf diese Weise können Studierende aktiv an der Forschung teilhaben und mehr über die Kontrollierbarkeit von Daten lernen.
Bei der Betrachtung von KI-Systemen wird deutlich, dass im Vergleich zu menschlichen Handlungen weniger Fehler auftreten und dass diese nicht ermüden. Dennoch kann absolute Sicherheit nicht garantiert werden. Es geht darum, das richtige Gleichgewicht zwischen Innovation und Sicherheit zu finden. Im Studium werden die Studierenden daher ermutigt, dieses Gleichgewicht zu erkunden. Ebenso werden sie angeregt, ihre Erkenntnisse in den genannten Fächern anzuwenden. So kann theoretisches Wissen erworben und aktiv an Lösungen mitgearbeitet werden.
Daten, Ethik und Qualitätsstandards
Die großen Datenmengen für KI-Systeme bergen Dilemmata, einschließlich der Gefahr, Persönlichkeitsrechte zu verletzen. Die Einführung von Qualitätsstandards und Transparenz in der KI-Entwicklung wird als Lösung diskutiert. Damit soll die Datenqualität gewährleistet, aber auch ethische Probleme vermieden werden. Studierende der Universität Würzburg erhalten einen ersten Einblick in diese ethischen und rechtlichen Fragen im Zusammenhang mit KI im Rahmen des Kurses „IT-Recht für Wirtschaftsinformatiker“.
KI ist zweifellos eines der zentralen Themen für Innovation, doch ihre Schattenseiten dürfen nicht ignoriert werden. Die Forschung an der Universität Würzburg spielt eine entscheidende Rolle dabei, die Unklarheiten zu durchbrechen und das Licht der Transparenz auf die KI zu lenken. Für angehende Wirtschaftsinformatikerinnen und -informatiker eröffnet sich somit ein faszinierendes Forschungsfeld, in dem sie die Technologie gestalten und ethische Verantwortung übernehmen können.
Von Caroline Denz, Seraphine Klein und Ines Neycken