Prof. Dr. Lucas Stich, Juniorprofessor für Marketing Analytics, hat kürzlich zwei neue wissenschaftliche Arbeiten in internationalen Top-Zeitschriften veröffentlicht. Die beiden Publikationen widmen sich aktuellen Fragestellungen im Bereich des Konsumentenverhaltens und des Innovationsmanagements in Unternehmen.
Konsumentenverhalten bei Preisangeboten – Einblicke in inkonsistente Präferenzen
Konsumenten unterbreiten Verkäufern Preisangebote in einer Vielzahl von Bereichen, z. B. beim Kauf von Haushaltsgeräten, Autos und Häusern, beim Erwerb gebrauchter Alltagsgegenstände auf Flohmärkten und deren Online-Pendants (z. B. eBay-Kleinanzeigen), bei Angeboten zum Kauf von Sneakern auf StockX.com und bei Auktionen für Kunstwerke, Sammlerstücke oder Upgrades für Flugtickets. Neben den administrativen Kosten, den Wartekosten und den Opportunitätskosten ist die Abgabe eines Gebots für Konsumenten mit zwei wichtigen, miteinander verknüpften Entscheidungen verbunden. Sie müssen nicht nur entscheiden, wie viel sie bieten wollen, sondern auch, ob sie überhaupt ein Gebot abgeben. In seiner Publikation „Strange Case of Dr. Bidder and Mr. Entrant: Consumer Preference Inconsistencies in Costly Price Offers“, erschienen im International Journal of Research in Marketing, untersucht Prof. Stich gemeinsam mit seinen Co-Autoren Prof. Robert Zeithammer (UCLA), Prof. Martin Spann (LMU München) und Prof. Gerald Häubl (University of Alberta) mittels anreizkompatibler Experimente, wie sich die mit der Angebotsabgabe verbundenen Kosten auf das Verhalten von Konsumenten auswirken. Die Ergebnisse offenbaren Präferenzinkonsistenzen bei diesen Entscheidungen, die auch durch die Bereitstellung von Entscheidungshilfen oder festen Entscheidungsreihenfolgen nicht aufgelöst werden können. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Konsumenten die Entscheidungen über die Angebotshöhe und den Markteintritt so angehen, als wären diese nicht miteinander verbunden. Die Ergebnisse haben Implikationen für die Gestaltung von Auktionen und für ökonometrische Ansätze zur Ableitung von Konsumentenpräferenzen aus Gebotsdaten.
Die Rolle der Teilnehmenden und ihre Position in sozialen Netzwerken auf digitalen Ideenmärkten
Ideenmärkte bieten Teilnehmenden wie Mitarbeitenden von Unternehmen die Möglichkeit, auf einer kollaborativen digitalen Plattform Ideen zu entwickeln, zu verbessern und zu bewerten. Die Rollen und Beiträge der Teilnehmenden können dabei vielfältig sein und werden durch das soziale Kapital, bestehend aus Ressourcen und Status der Teilnehmenden, beeinflusst. In der Studie „The Idea Marketplace: Diversity, Social Capital, and Innovation“, erschienen im Journal of the Academy of Marketing Science, zeigen Prof. Stich und seine Co-Autoren Dr. Andreas H. Heusler, Prof. Natasha Z. Foutz (University of Virginia) und Prof. Martin Spann (LMU München) anhand von zwei Studien, dass die qualitativ hochwertigeren Ideen von Teilnehmenden mit besserem Zugang zu Ressourcen generiert werden, während das anhaltende Engagement, einschließlich des Beitragens größerer Mengen an Ideen, Diskussionsbeiträgen und Kommentaren, von Teilnehmenden mit höherem Status ausgeht. Eine der beiden Ideenmarktstudien bezieht nur die Mitarbeitenden eines Unternehmens ein (geschlossene Innovation), während die andere Studie auch externe Akteure einbezieht (offene Innovation). Die Ergebnisse liefern wichtige Implikationen für die Gestaltung von Ideenmärkten und die Rekrutierung von Ideengebern.
Link zum Paper: The Idea Marketplace: Diversity, Social Capital, and Innovation, Journal of the Academy of Marketing Science (Open Access)