Ein Programm, das von der Universität Würzburg ins Leben gerufen wurde, verbindet internationale Studierende. Welche Erfahrungen die Teilnehmenden gesammelt haben und wie sich beworben werden kann.
Das Buddy-Programm verbindet Studierende der Universität Würzburg und von Universitäten außerhalb Deutschlands miteinander. In dem Programm werden gemeinsam verschiedene Unternehmungen und kulturelle Austäusche getätigt. 2018 wurde das Programm von Agata Stopinska an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Würzburg ins Leben gerufen, die sich um die „Incoming students“ kümmert. Das von der Universität finanziell geförderte Programm soll den Einstieg und einen angenehmen Aufenthalt für die Gaststudierenden an der Universität Würzburg ermöglichen. Die sogenannten Internationals kommen vermehrt aus Südkorea, Lateinamerika, Italien und Spanien und verbringen meist ein bis zwei Semester in Würzburg. Die Buddies sind Studierende der Universität Würzburg, die meist selbst eine gewisse Zeit im Ausland verbracht haben.
Das Programm wird derzeit von der Masterstudentin Federica Piva geleitet. Seit dem Sommersemester 2023 ist Federica Mitglied und übernahm im darauffolgenden Semester die Leitung. Neben dem Auswahlverfahren der Buddies organisiert sie die Treffen der Buddies vor dem Semesterstart, sammelt Ideen für Events und erstellt Präsentationen. Unter dem Semester ist Federica Ansprechpartnerin sowohl für Buddies, die Probleme bei der Planung haben, oder für Fragen jeglicher Art der Austauschstudierden. Ihr mache die Organisation sehr viel Spaß und sie genieße den Austausch mit den internationalen Studierenden, sagt sie.
Wie läuft das Buddy-Programm ab?
Die Leiterin erzählt, dass jeder Buddy mindestens ein Event organisieren sollte. Des Weiteren werden jedem Buddy ein bis zwei internationale Studierende zugewiesen, denen sie oder er bei Bedarf hilft. In der ersten Semesterwoche werden die neuen Studierenden mit einer kurzen Einführung von der Leitung über WueStudy und WueCampus willkommen geheißen. Danach lernen sie bei einem Rundgang das Universitätsgebäude und bei einem gemeinsamen Mittagessen die Buddies kennen.
Im Laufe des Semesters finden verschiedene Events wie die Nachtwächtertour, die Weinwanderung oder die Residenzführung statt. Zusammen unternehmen die Teilnehmenden auch Ausflüge in umliegende Städte. Ein sehr beliebtes Event sei das internationale Dinner, teilt Federica mit. Bei dieser Veranstaltung bringen alle ein traditionelles Gericht aus ihrer Heimat für die anderen zum Probieren mit. Gemeinsam werden die Speisen im Park oder in der Uni verzehrt.
Außerdem besuchen die Teilnehmenden zusammen verschiedene Volksfeste wie das Frühjahrsvolksfest oder Kiliani. Diese traditionellen bayerischen Feste seien besonders beliebt bei den Internationals und als Gruppe hätten sie immer viel Spaß, sagt Federica.
Die Events müssen gut geplant werden. Die Buddies organisieren die Räumlichkeiten, Transportmittel und sonstige benötigte Gegenstände. Darunter zählt nicht selten eine Musikbox, Getränke oder auch ein Bollerwagen. Auch machen sie auf die Events und die dafür erforderlichen Anmeldungen aufmerksam. Währenddessen lernen sich die Studierenden besser kennen und tauschen sich über ihre Erfahrungen aus. Der interkulturelle Austausch bietet eine gute Grundlage für neue Bekanntschaften und sogar Freundschaften.
Wie wird das Programm aus der Sicht eines Buddies wahrgenommen?
Zum Studienbeginn sehnen sich viele Studierende nach neuen sozialen Kontakten. Vor allem in der Corona-Zeit war es schwierig, neue Kontakte zu knüpfen. Um dies zu erleichtern, bietet sich die Teilnahme am Buddy-Programm an, wo man neue Kulturen und Menschen kennenlernen kann.
Aurelia Keller bewarb sich im Jahr 2020 und war daraufhin 1,5 Jahre im Programm aktiv. Für die Bewerbung füllt man ein Online-Formular aus, das zu Beginn jedes Semesters per E-Mail zugesandt wird. Im besten Fall erhält man anschließend eine Einladung zu einem Interview. Meist haben die Buddys selbst Erfahrungen im Ausland gesammelt und wollen etwas zurückgeben. Im Schnitt bewerben sich 25 bis 30 Studierende pro Semester. Am Ende werden aber nur ungefähr 15 Buddys benötigt. Nach einem Eintritt ins Buddy-Programm kann selbst entschieden werden, wie lange man dabeibleiben möchte.
Für das Buddy-Programm muss man nicht perfekt Englisch sprechen oder Auslandserfahrung haben, jedoch wäre beides von Vorteil. Besonders wichtig ist, Offenheit für neue Begegnungen zu zeigen und Freude daran zu haben, an Veranstaltungen teilzunehmen oder diese zu organisieren. Da Aurelia sich während der Corona-Zeit beworben hat, fand sie schnell einen Platz, da das Programm in dieser Phase nur wenige Bewerbungen erhielt. „Bei der Bewerbung liegt es vor allen Dingen daran, wann du dich bewirbst und ob du Glück hast. Freunde von mir wurden auch schon abgelehnt“, erinnert sich Aurelia.
Nachdem man in das Programm aufgenommen wurde, wird man einer WhatsApp-Gruppe hinzugefügt und die Planung beginnt. Es werden am Anfang des Semesters bei einem Meeting die Aktivitäten und Events vorgeschlagen und an die deutschen Buddys verteilt, welche diese dann organisieren sollen. Aurelia hat zum Beispiel zwei Events geplant. Für eine der Veranstaltungen hat sie gemeinsam mit Freundinnen und Freunden zum Schlittschuhlaufen eingeladen.
Sie erzählt, was dabei alles beachtet werden muss: Zunächst müsse festgelegt werden, wie viele Teilnehmende kommen würden, und anschließend gelte es, die benötigten Schuhgrößen zu ermitteln. Für ihr Event hätten sie Bier von Sternla gesponsert bekommen. Auch der Erhalt von Sponsoren müsse geplant und umgesetzt werden. Aurelia berichtet, dass es bei der Planung mit den internationalen Studierenden oft zu Herausforderungen gekommen sei, da diese manchmal kurzfristig absagten oder unerwartet zusätzliche Freundinnen und Freunde mitgebracht hätten. So konnte es ab und zu auch vorkommen, dass bei einem geplanten Event für ursprünglich 50 Studierende nur 15 davon auftauchten.
Dennoch machte Aurelia das Organisieren viel Spaß. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Events meist durch Gruppenrabatte, durch die Finanzierung der Universität oder durch Sponsoren sehr günstig angeboten werden können. Dadurch ergeben sich oft kostengünstige und spannende Aktivitäten, wie zum Beispiel Escape Rooms, Trampolinparks, Minigolf, Go-Kart fahren, Karaoke-Abende und vieles mehr.
Die internationalen Studierenden werden zufällig auf die deutschen Buddys verteilt und können so schon im Vorhinein in Kontakt treten. Falls die internationalen Studierenden schon vorab Fragen zu dem Aufenthalt in Deutschland oder anderen verwaltungstechnischen Angelegenheiten haben, steht ihnen schon eine Ansprechperson zur Verfügung. Dadurch kann ihnen der Einstieg in das Auslandssemester erleichtert werden.
Aurelia erzählte, dass sie einige der Fragen ihres Buddys zur Universität und zu den Professorinnen und Professoren der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät nicht habe beantworten können, da sie Wirtschaftswissenschaft nur als Nebenfach studiere. Dennoch habe sie diese Fragen an Freundinnen und Freunde weiterleiten können, die Wirtschaftswissenschaft als Hauptfach belegten. Es ist also von Vorteil, wenn man WiWi im Hauptfach studiert, jedoch ist dies nicht zwingend nötig, wie Aurelia beweist.
Manche der Internationals wollten auch gar keinen Kontakt, erzählt Aurelia. Sie sagt: „Man kann seinen Kontakt nur anbieten. Viele Buddys haben sich auch nie bei ihren Partnern gemeldet.“ Aurelia selbst sah ihren Buddy meist bei Gruppenaktivitäten oder hatte Kontakt über WhatsApp. Jetzt habe sie keinen Kontakt mehr zu ihrem Buddy, pflege jedoch viele enge Verbindungen zu anderen Teilnehmenden des Programms. Einen davon besucht sie dieses Jahr in Paris.
Von Paula Weisensee und Mara Fritz