Fünf Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie sind die Auswirkungen auf den Arbeitsalltag weiterhin spürbar. In einem Interview mit der Main-Post erläuterte Prof. Dr. Thomas Zwick, Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, Personal und Organisation an der Universität Würzburg, wie sich mobiles Arbeiten, Führungskultur und die Wahrnehmung bestimmter Berufe verändert haben.

Mobiles Arbeiten als langfristige Veränderung

Eine der prägendsten Entwicklungen ist der Wandel hin zu flexibleren Arbeitsmodellen. Während Homeoffice zu Beginn der Pandemie aus der Not heraus eingeführt wurde, haben viele Unternehmen inzwischen hybride Modelle etabliert. Laut Prof. Zwick ermögliche dies mehr Selbstbestimmung und Alternativen im Arbeitsalltag. Dennoch gebe es weiterhin Betriebe, die sich gegen mobiles Arbeiten sperren.

Gleichzeitig hätten bestimmte Berufsgruppen an Attraktivität verloren, so Zwick. Tätigkeiten, die ausschließlich in Präsenz ausgeführt werden können – beispielsweise im Handwerk oder in medizinischen Berufen – wirkten auf viele Menschen weniger flexibel als andere Berufsfelder, die mobile Arbeitsmodelle zulassen.

Dienstreisen und Präsenzveranstaltungen neu bewertet

Die Pandemie hat auch die Bedeutung von Dienstreisen und Präsenzveranstaltungen verändert. Während vor Corona viele Meetings und Konferenzen selbstverständlich in Präsenz stattfanden, zeigte sich in der Pandemie, dass digitale Alternativen oft ausreichend sind. Dienstreisen seien im Vergleich zur Zeit vor Corona massiv zurückgegangen, erklärt Prof. Zwick. Auch wissenschaftliche Konferenzen und geschäftliche Meetings würden inzwischen verstärkt virtuell abgehalten. Gleichzeitig erkenne man aber in manchen Bereichen den Mehrwert des direkten Austauschs wieder – etwa in der Hochschullehre, wo Studierende zunehmend persönliche Beratungstermine suchen.

Neue Anforderungen an Führungskräfte

Besonders für Führungskräfte brachte die Pandemie neue Herausforderungen mit sich. Da nonverbale Signale in Videokonferenzen schwerer wahrgenommen werden, sei die Gefahr von Missverständnissen größer. Dies erschwere die Bindung der Mitarbeitenden an das Unternehmen. Laut Prof. Zwick gehöre zu den „Verlierern“ der Pandemie, wer sich mit dem Führen auf Distanz schwer tue. Führungskräfte, die gelernt haben, flexibel zu agieren und mobiles Arbeiten effektiv zu nutzen, hätten dagegen neue Freiheiten gewonnen.

Obwohl einige der während der Pandemie eingeführten Veränderungen bestehen bleiben, zeigt sich in manchen Bereichen bereits eine Rückkehr zu früheren Arbeitsweisen. Besonders in Berufen, in denen direkter persönlicher Austausch eine wichtige Rolle spielt, wird Präsenz zunehmend wieder geschätzt. Dennoch ist laut Prof. Zwick klar, dass die Arbeitswelt nach Corona nicht mehr dieselbe ist – Flexibilität, hybride Modelle und ein verändertes Verständnis von Führung bleiben zentrale Themen.

Das vollständige Interview ist online auf der Webseite der MainPost verfügbar (€).

Prof. Dr. Thomas Zwick (Foto: Universität Würzburg)