Nicht selten hört man von Besuchern der Stadt Würzburg, egal wie lange sie in der Stadt waren, dass das Weintrinken auf der Alten Mainbrücke mit Blick auf die Festung Marienberg in Erinnerung geblieben ist. Aber was steckt eigentlich hinter dem so beliebten „Brückenschoppen“?

Man braucht keinen Anlass und auch ansonsten nicht besonders viel, um fränkische Kultur zu erleben.

Denn schon eher durch einen Zufall entstand der „Brückenschoppen“ auf der alten Mainbrücke in Würzburg. Jan Endres übernahm 1999 die Alte Mainmühle, welche schon damals nicht ganz unbedeutend für die Stadt Würzburg war. Die Geschichte der Alten Mainmühle begann schon früh, denn die ursprüngliche Getreidemühle wurde in den 1920er Jahren zum ersten Kraftwerk der neu konzipierten Mainschifffahrtsstraße umgebaut und gibt heute noch Strom ins Netz ab. Symbolisch für die Getreidemühle befindet sich immer noch an der Fassade ein eisernes Mühlrad. In diesem historischen Gebäude eröffnete Endres 2005 sein Gasthaus.

Der Anfang mit drei Stehtischen

Kurzerhand stellte der Betreiber lediglich drei Stehtische direkt vor den Eingang seines jungen Gasthauses auf.

Diese drei Stehtische, vielleicht auch ein bisschen der „einzigartige Flair“ am Rand der Alten Mainbrücke, lockten immer mehr Passantinnen und Passanten an, die sich zum Weintrinken versammelten. Besser gesagt zum „Schoppen“, welches sich anderswo beispielsweise zum „Frühschoppen“ entwickelt hat, meint im Fränkischen ein Schoppen-Glas mit etwa einem Viertelliter Wein.

Diese Eigendynamik veranlasste Jan Endres 2007 an seinem Gasthaus ein Weinfenster zu installieren, was den heutigen „Brückenschoppen“ offiziell machte. Diesen Erfolg machte sich aber nicht nur das Gasthaus Alte Mainmühle zu nutze. Nachbarn wie das mainwein Weinbistro geben ebenfalls den Viertelliter durchs Fenster aus oder auch an der anderen Mainseite auf der Brücke haben Passantinnen und Passanten beim Café und Restaurant Brückenbäck die Möglichkeit, sich ein Glas zu holen und an die Brüstung zu stellen.

Der Reiz der Alten Mainbrücke

Aber warum „Brücken“-schoppen? Es lässt sich mutmaßen, dass gerade der Schoppen auf der Alten Mainbrücke mit Blick auf die Festung Marienberg bestenfalls bei schönem Wetter oder einem Sonnenuntergang, der in dieser Umgebung einen Tag perfekt ausklingen lässt, für die Passanten so attraktiv war. Durch die hervorragende Lage von Endres‘ Gasthaus, das einst als Wasserkraftwerk gegenüber dem Tor lag, das den Mainkai mit der Karmelitenstraße und der Domstraße verband, konnte der Betreiber diese zentrale Position auch heute noch zu seinem Vorteil nutzen. Denn genauso wie das Wasserkraftwerk damals profitiert das Gasthaus heute von dieser idealen Position, da es sich direkt am Anfang der Alten Mainbrücke am Ausgang der Altstadt befindet. Darüber hinaus kann man von der Brücke nicht nur die Festung erblicken, sondern hat auch noch eine perfekte Sicht auf das Käppele und – einmal Richtung Altstadt geblickt – den St.-Kilians-Dom. Diese günstige Lage begründet zugleich den Erfolg des fränkischen Weinerlebnisses.

Ein unvergessliches Erlebnis: Würzburg bei einem Schoppen

Aber nicht nur die Alte Mainmühle hat ihre Historie, sondern auch die Alte Mainbrücke: Wie schon der Name verrät, verbindet sie laut der Stadt Würzburg seit über 500 Jahren das rechte mit dem linken Mainufer und war lange Zeit der einzige Flussübergang. Dazu machen die Brücke auch die zwölf viereinhalb Meter hohen barocken Heiligenfiguren besonders.

Julia Wichmann, Leiterin für Marketing und Kommunikation der Alten Mainmühle sagt: „Es gibt nichts Schöneres, als die Stadt Würzburg mit Blick auf die Festung Marienberg und den Main bei einem originalen fränkischen Schoppen zu genießen.“

Original fränkische Schoppen, so meint sie, seien besonders die Weine der vier größten Würzburger Weingüter: Staatlicher Hofkeller, Juliusspital, Bürgerspital und Weingut am Stein. Zur Auswahl gehören unter anderem Silvaner, Bacchus, Riesling, Weißburgunder sowie Cuvée und Rotwein. Generell gewinnt Weintrinken einen großen Anteil der fränkischen und damit auch der Würzburger Kultur für sich. Laut der Stadt Würzburg schaffen die Tallage und das milde Klima ideale Bedingungen für die genannten Rebsorten und ermöglichen es, dass Würzburg mit „exquisiten Frankenwein“ punkten kann.

Ein Muss für alle Würzburg-Besucherinnen und -Besucher

Heutzutage sind die Besucherinnen und Besucher nicht mehr nur Würzburger Passanten, die die fröhlich, gesellige und entspannte Stimmung des Brückenschoppens durch zufälliges Vorbeigehen für sich entdecken, sondern auch regionale und überregionale Gäste. Zudem ist der Brückenschoppen zu einem Highlight touristischer Aktivitäten in Würzburg geworden und zählt zu den „Top 5 Würzburg Must-Do’s.“ Sogar Würzburger Reiseführer kommen an einer Erwähnung nicht vorbei, was dazu führt, dass sogar Gäste weltweit vom Brückenschoppen angesprochen werden. Wichmann fasst zusammen: „Der Brückenschoppen ist legendär: Jeder Würzburger kennt ihn und jeder Würzburg-Gast muss ihn erlebt haben.“ Dabei sei egal, ob jung oder alt.  Die unvergleichlich schöne Brückenatmosphäre in Gesellschaft von Freundinnen und Freunden oder dem allgemeinen Treiben mit einem Glas Wein in der Hand spreche alle an. Der „Brückenschoppen“ stelle einfach ein „Komplettpaket“ dar. Zum einen sieht man einen der schönsten Orte der unterfränkischen Stadt Würzburg, eingerahmt von den Weinbergen mit Blick auf den „Würzburger Stein“, während man zum anderen kulinarisch von den ortsanliegenden Weinen begleitet wird.

Der „Brückenwächter“: Für die Sicherheit aller Gäste

Aber Obacht, sein Glas sollte man immer in der Hand behalten, denn wer sein Glas auf der Brüstung der Alten Mainbrücke abstellt, wird aufgrund eines Abkommens mit der Stadt Würzburg, die über die Verantwortlichkeit der Brücke verfügt, bald von einem „Brückenwächter“ ermahnt, dieses zu unterlassen, um die Sicherheit aller Gäste zu schützen.

Die Alte Mainmühle ist stolz darauf, dass sich der „Brückenschoppen“ so großer Beliebtheit erfreut. Gerade weil jeder Tag „mit neuen und bekannten Gästen aus aller Welt, die sich versammeln, sich kennenlernen und gemeinsam fränkische Weinkultur erleben“ etwas Besonderes sei, sagt Wichmann.

Die Alte Mainbrücke ist und bleibt ein Wahrzeichen, das auch für sich selbst stehen kann, aber wieso sie nicht kombinieren mit dem Brückenschoppen, „Würzburgs schönste[r] Nebensache“.

Von Annkathrin Carl und Constantin Carl

Alte Mainbrücke mit Blick auf die Würzburger Innenstadt (Bild: Annkathrin Carl)
Brückenschoppen - Weingläser mit der Festung Marienberg im Hintergrund (Bild: Annkathrin Carl)
Außenfassade des Gasthauses der Alten Mainmühle (Bild: Julia Wichmann)