Alle sprechen vom Networking und Geld verdienen – aber wie soll das neben einem Vollzeitstudium funktionieren? Zwei Studentinnen erzählen von ihren Erfahrungen, neben der Uni zu arbeiten. Im Vergleich: Minijobberin vs. Werkstudentin.
Milena Reinhart, 21 Jahre alt, ist Studentin an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg und befindet sich derzeit im vierten Fachsemester. Seit ihrem zweiten Semester arbeitet sie in dem Frozen Yogurt Store Yomaro in der Domstraße.
Wie viele andere Studierende suchte Reinhart einen Ausgleich zum Unialltag. Um sich außerdem ihr Studierendenleben besser finanzieren zu können, beabsichtigte sie, sich einen Nebenjob zu suchen. Reinhart erzählt, dass sie durch eine Social Media Anzeige auf Yomaro aufmerksam geworden sei und sich daraufhin dort beworben habe. Das Bewerbungsverfahren sei recht unkompliziert verlaufen, denn nach ihrer ersten E-Mail mit Lebenslauf sei sie bereits zu einem Probearbeitstag eingeladen worden. Mittlerweile ist sie fester Bestandteil in einem offenherzigen Team, welches sie laut eigener Aussage so schnell nicht verlassen möchte. Zu ihren klassischen Aufgaben zählen der Verkauf der selbst zusammengestellten Frozen Yogurts sowie deren Vor- und Nachbereitung.
Doch ist ein Job neben einem Vollzeitstudium nicht herausfordernd? Reinhart teilt uns mit, dass sie aufgrund ihrer flexiblen Arbeitszeiten zum Glück weniger Probleme mit ihrem Zeitmanagement hat. Dies war ein weiterer Grund für ihre Entscheidung, die Stelle bei Yomaro anzutreten. Die 6-Stunden-Schichten lassen sich sehr gut mit der Uni und Hobbys vereinbaren, da diese frühestens um 10 Uhr beginnen und spätestens um 22 Uhr aufhören. Da sie auf Minijobbasis angestellt ist, arbeitet sie nur ein- bis zweimal in der Woche. Ein weiterer Vorteil ist, dass ihr Dienstplan eine Woche im Voraus einsehbar ist, so dass sie ihre Verfügbarkeiten früh genug selbstständig eintragen kann.
Auf die Frage, ob es noch weitere Benefits gibt, die sie überzeugt hatten, einen Job in der Gastronomie zu suchen, antwortet sie lächelnd: „Das Arbeiten mit anderen jungen Leuten, die größtenteils auch studieren, war mir wichtig. So lernt man viele verschiedene neue Leute kennen und kann sein Netzwerk gut erweitern.“ Ein enger Kontakt mit den Mitarbeitenden ist demnach sehr gut möglich, wenn man sich einen Studijob sucht – vielleicht gewinnt man sogar Freundinnen und Freunde fürs Leben.
Ein Unterschied zu anderen Berufen im Gastronomiebereich, den Reinhart deutlich merkt, ist die Vergabe des Trinkgeldes. „Natürlich kann man das nicht mit dem Kellnern vergleichen, da ist Trinkgeld geben ja fast schon ein vorgeschriebenes Gesetz. Durch unseren reinen Verkauf der Yogurts und anderer Angebote bekommen wir seltener Trinkgeld“, teilt sie mit.
Aber hat die Verkaufstätigkeit von Frozen Yogurt Einfluss auf ihren weiteren Lebensweg? Sie ist sich sicher, dass die Arbeit selbst wenig Auswirkungen auf ihre Zukunft hat. Jedoch lernt Reinhart viele andere Dinge, beispielsweise auf was es bei Dienstleistungen für andere ankomme. Stressige Situationen zu bewältigen und Verantwortung zu übernehmen, seien wichtige Attribute, welche sie auch in anderen Bereichen anwenden könne.

Werkstudentin bei der Würth Industrie Service (WIS) – ein Karrieresprungbrett?
Reinharts Kommilitonin Kaja Völkert, 22 Jahre alt, studiert ebenfalls Wirtschaftswissenschaft im vierten Fachsemester an der JMU. Seit ihrem dritten Semester arbeitet sie als Werkstudentin bei der Firma Würth Industrie Service (WIS) im Bereich HR-Recruiting und Personalmarketing. Wie auch Reinhart suchte Völkert nach einer Möglichkeit, neben der Uni Geld zu verdienen. Im Vordergrund stand jedoch die Motivation, bereits während des Studiums wertvolle Berufserfahrungen sammeln zu können.
Völkert fasste nach ihrem zweiten Semester den Entschluss, sich nach einer Werkstudierendentätigkeit umzusehen und fand nach längeren Recherchearbeiten und mehreren Bewerbungsgesprächen die ansprechende Stellenanzeige der WIS. Nach einer unkomplizierten Bewerbung über die Homepage, einem kurzen Telefoninterview und einem persönlichen Gespräch kam es dann zur Einstellung.
Auf die Frage, wieso sie sich nach mehreren Bewerbungsgesprächen schlussendlich für die WIS entschieden hat, sagt Völkert: „Ganz klar: die Rahmenbedingungen und Benefits. Kein Unternehmen, bei dem ich mich beworben habe, konnte mir diese ganzen Freiheiten bieten. Manche Unternehmen verlangen die volle mögliche Stundenanzahl. Das ist schlichtweg unmöglich, wenn man sein Vollzeitstudium ernst nimmt.“ Der wohl größte Vorteil ist die Homeoffice-Regelung. Denn als Werkstudentin gibt ihr die WIS die Möglichkeit, Remote zu arbeiten. Momentan verbringt sie die meiste Arbeitszeit in ihrem WG-Zimmer, doch wenn es die Uni zulässt, geht sie auch gerne ins Büro zu ihrem Team nach Bad Mergentheim.

Wie lässt sich nun ihr Job zeitlich mit dem Studium vereinbaren? Völkert erklärt, dass sie keinerlei Probleme habe, beides zu koordinieren. Sie arbeitet derzeit zweimal sechs Stunden in der Woche. Die Tage und Stundenanzahl hat sie sich in Absprache mit ihrer Vorgesetzten selbst ausgesucht. In den stressigen Prüfungszeiten steht es ihr frei, Urlaub zu nehmen oder Arbeitstage zu verschieben. Die flexible Arbeitszeitgestaltung schätzt Völkert sehr. Weitere Benefits wie Teamevents, Fitnessangebote und Rabatte überzeugten sie ebenfalls. „Ich war richtig baff, als ich von Benefits erfahren habe. Ich wusste gar nicht, dass die WIS mir das als Werkstudentin auch anbietet“, erzählt sie immer noch überrascht.
Zu ihren Aufgaben zählen das Erfassen von Bewerbungen, die Unterstützung des Bewerbungsprozesses, die Prüfung von Dokumenten sowie die Durchführung von Social-Media- und Personalmarketing-Maßnahmen, aber auch weitere administrative Aufgaben. Der enge Kontakt zum Kollegium erfolge durch regelmäßige Teams-Meetings und Vor-Ort-Treffen. Das Arbeitsumfeld sei jung, dynamisch und offen. In einem Unternehmen dieser Größe lerne man viele Menschen kennen und könne sein berufliches Netzwerk erweitern, sagt Völkert. Zudem biete der Job einen tiefen Einblick in verschiedene Abteilungen und die Arbeitswelt, was ihr bei der Orientierung für ihren weiteren Karriereweg helfe.
Auf die Frage, ob der Job ihr Studium und ihre zukünftige Karriere beeinflusst, antwortet Völkert ähnlich wie Reinhart: Sie sammele viele wertvolle Erfahrungen, die sie später gut nutzen könne. Besonders das Kennenlernen der Unternehmensstrukturen, der Kontakt zu den Bewerbenden und das selbstständige Bewältigen von unterschiedlichsten Aufgaben seien Learnings, welche sie mitnehme. Abschließend betont Völkert, wie wichtig es sei, eine gute Balance zwischen Studium und Job zu finden. „Mit den richtigen Rahmenbedingungen kann ein Werkstudierendenjob echt cool sein. Außerdem lesen sich solche Erfahrungen immer gut im Lebenslauf“, fasst sie zusammen. Dennoch sind die jungen Frauen sich einig: Das Studium steht an erster Stelle.
Würzburg – ein gutes Pflaster zum Arbeiten?
Reinhart und Völkert haben sich für ein Studium in Würzburg entschieden. Doch sind sie auch der Meinung, dass die renommierte Universitätsstadt viele Studierendenjobs bietet und diese leicht zu ergattern sind? Laut beiden gibt es in ihrem „geliebten Würzburg“ einiges an Minijobs. Besonders in der Gastronomie und im Einzelhandel, aber auch zu besonderen saisonalen Anlässen sei die Stellenauswahl groß. Doch bemängeln die Studentinnen, dass nicht viele ansprechende Werkstudierendenstellen in Würzburg zu finden seien, die das Studium aktiv ankurbeln würden. Viele Firmen würden außerhalb der Stadt liegen, was das Pendeln ohne Auto erschwere. Somit suchten sich viele Interessenten Firmen in anderen Städten, die Home-Office anböten.
Macht man einen Studijob also nur für das Geld? Nein – oder nicht nur. Wie Reinhart und Völkert zeigen, kann ein Job während des Studiums eine große Bereicherung sein und einen Grundbaustein für die zukünftige Karriere legen. Ihre Geschichten verdeutlichen, wie ein Studijob Türen öffnet, um das persönliche Netzwerk zu erweitern. Es lohnt sich also, die verschiedenen Möglichkeiten auszunutzen, dennoch sollte man die Balance zwischen Uni und Arbeit wahren. Ein Studijob ist also weit mehr als nur eine finanzielle Unterstützung.
Von Norah Hammer und Kaja Völkert