Entdecken Sie Heidingsfeld, einen historischen Stadtteil Würzburgs, der einst selbstständig war. Mit seinen mittelalterlichen Mauern, dem Giemaul und beeindruckenden Geschichten bietet das „Städtle“ eine faszinierende Reise in die Vergangenheit.
Heidingsfeld ist ein Stadtteil von Würzburg, der zwischen Steinbachtal und Heuchelhof auf der linken Mainseite liegt. Vielen Einheimischen ist es auch besser bekannt als „Hätzfeld“ oder „Das Städtle“. Aber wussten Sie, dass Heidingsfeld früher eine eigenständige Stadt war? Erst seit 1930 gehört der Ort zu Würzburg und hat mit seiner Eingemeindung die Erhebung Würzburgs zur Großstadt erreicht. Mit seiner faszinierenden Geschichte und charmanten Atmosphäre lädt der Stadtteil zum Entdecken ein und vermittelt das Gefühl, in einer eigenen kleinen Welt zu sein.
Kleine Stadt, große Geschichte
Doch von Anfang an. Der thüringische Herzog Hedan, seit dem späten siebten Jahrhundert Herzog von Mainfranken, erwarb Mitte des achten Jahrhunderts den Ort und machte ihn zu seinem Königsgut. So erklärt sich auch der Name: Heidingsfeld kommt von „Hedans Feld“, was so viel bedeutet wie „Stadt des Hedan“.
Im Laufe der Zeit wurde der Ort dem Kloster Fulda geschenkt, an das Hochstift Würzburg verpfändet und es entstand ein Benediktinerkloster. Im 14. Jahrhundert erhielt Heidingsfeld die Stadtrechte.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Heidingsfeld von den Schweden erobert, woraus sich die Sage vom Giemaul entwickelte. Ein Bürger ließ die feindlichen schwedischen Truppen in die Stadt. Nachdem die Schweden wieder abgezogen waren, wurde der Verräter zur Rechenschaft gezogen, ihm die Zunge herausgeschnitten und sein Kopf zur Abschreckung am Rathaus aufgehängt. Eine symbolische Figur davon hängt noch heute dort. Jeden Tag um 12 Uhr mittags reißt er sein Maul auf, ohne einen Laut von sich zu geben.
Aus Würzburg vertriebene Jüdinnen und Juden siedelten sich in Heidingsfeld an, dass sich seit dem 18. Jahrhundert allmählich zum religiösen Zentrum der jüdischen Gemeinde entwickelte. Nach Fürth war Heidingsfeld die zweitgrößte jüdische Gemeinde im Königreich Bayern.
In der Reichspogromnacht 1938, wenige Jahre nach der Eingemeindung, wurde die Heidingsfelder Synagoge in Brand gesteckt und völlig zerstört. Ein paar Jahre später wurde Heidingsfeld durch britische Fliegerbomben fast vollständig zerstört. Noch heute sind die Schäden und ihr Ausmaß an der alten Stadtmauer zu erkennen, die bereits im Mittelalter errichtet wurde.
Sightseeing-Trip durch Heidingsfeld
Entlang der Heidingsfelder Stadtmauer führt ein Panoramaweg, der es ermöglicht, die Stadt bei einem gemütlichen Spaziergang zu erkunden. Die mittelalterliche Stadtbefestigung bestand, wie damals üblich, aus hohen Mauern, Türmen, Wall und Graben. Der Zugang zur Stadt erfolgte durch drei Holztore, die im Laufe der Zeit abgerissen wurden. Nur das Nikolaustor, das als nördlicher Zugang diente, ist noch erhalten. Der Rundbogen mit dem Wappen ist eine beliebte Sehenswürdigkeit. Ebenso beliebt ist der Rathausplatz mit dem Glockenspiel „Giemaul“.
Speierloch und Döle dienten als Brückenhäuser über den Heigelsbach und sind Teil der ehemaligen Stadtbefestigung. Da das Döle als große Schwachstelle in der Stadtmauer galt, wurde zusätzlich der Stegeturm errichtet, der als Wachturm die Stadt absicherte. Heute dient das Döle als Domizil der Hetzfelder Flößerzunft und das Speicherloch kann für verschiedene Veranstaltungen gemietet werden.
Sehenswert ist auch die katholische Pfarrkirche St. Laurentius aus dem 12. Jahrhundert. Die als Basilika erbaute Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg bis auf den Kirchturm völlig zerstört. Nach Kriegsende wurde sie wieder aufgebaut und zählt heute zu den denkmalgeschützten Kirchen Bayerns.
Die Gedenkstätte Dürrenberg erinnert an die jüdische Gemeinde und befindet sich am Standort der ehemaligen Synagoge. Der neu gestaltete Platz besteht aus einer Gedenksäule, einem Betonkoffer, der an Unrecht und Leid in der Zeit des Nationalsozialismus erinnert, und mehreren Informationstafeln.
Dies ist nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was Sie erwartet, wenn Sie die Würzburger Innenstadt verlassen und nach „Hätzfeld“ fahren.
Von Max Rückerl, Markus Öller und Anna Leifgen