Karim Ben El Ghali (23) ist ein erfolgreicher Footballspieler bei den Munich Ravens. Und er ist Student an der Universität Würzburg. Wie schafft er es, zwischen Trainingseinheiten und Vorlesungen eine Balance zu finden? In diesem Bericht werfen wir einen Blick hinter die Kulissen.
Der Alltag von Karim Ben El Ghali umfasst neben harten Trainingseinheiten auf dem Sportcenter der Munich Ravens auch Vorlesungen in der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Uni Würzburgs. Karim beginnt den Tag früh und beendet ihn spät. „Ich starte meinen Tag in der Regel mit einem ausgewogenen Frühstück um 7 Uhr morgens, gehe danach zu Übung, Tutorium oder Vorlesung. Abends fahre ich dann immer nach München ins Training,“ erzählt Karim. Das typische Frühstück von Karim besteht meistens aus einem oder zwei Eiern, einer Avocado, zwei Scheiben Brot und einem 500ml Proteinshake. „Die Energie muss ja von irgendwo herkommen“, erklärt er mit einem Schmunzeln.
In der Regel verlässt Karim das Universitätsgebäude pünktlich zur Mittagspause, um ein wohlverdientes Mittagessen in der Mensa am Sanderring zu genießen. „Ich schaue nicht immer auf die Nährwerte der einzelnen Menüs, oft esse ich einfach das, was am besten aussieht“, meint er. Eine vorgegebene Ernährung gibt es nicht für die Profisportler der Munich Ravens.
Eine ausgewogene Ernährung ist aber sicherlich ein Schlüsselfaktor für den Erfolg auf und neben dem Platz, weshalb Karim generell versucht, sich gesund zu ernähren. Nach dem Mittagessen muss Karim seine Trainingstasche packen, um mit dem Auto mehr als 300 Kilometer nach München zu fahren, wo das reguläre Training der Munich Ravens stattfindet. „Nun heißt es erstmal, den Unistress auszublenden und sich 100 Prozent auf das Training zu konzentrieren.“
Die Doppelbelastung ist nichts für schwache Nerven und erfordert neben Professionalität im Sport auch ein herausragendes Organisationstalent. Eine ausgewogene Work-Life-Balance ist entscheidend, um nicht auszubrennen. „Zeitmanagement ist superwichtig“, sagt Karim. Er nutzt jede freie Minute zum Lernen und plant seine Woche im Voraus. Die Unterstützung durch Familie, Freundinnen, Freunde und das Team spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.
Karim war sich schon vor seinem Studienstart bewusst, dass es kein einfacher Weg wird. „Ich habe sehr lange überlegt, ob ich das Studium antreten soll“, sagt er. Die Entscheidung, in Würzburg zu studieren und damit auch den Wohnort zu wechseln, war keine einfache. „Ich habe zuvor in Frankfurt Football gespielt und wollte aber unbedingt nochmal in eine Stadt mit viel studentischem Leben – Würzburg ist mir sehr schnell ans Herz gewachsen“, erklärte Karim.
Der Druck, sowohl akademisch als auch sportlich zu glänzen, kann an den Nerven zehren. „Manchmal ist der Stress überwältigend“, gesteht Karim. Sportpsychologen der Munich Ravens bieten ihm Unterstützung und Strategien zur Stressbewältigung an. Auch Trainingseinheiten neben dem Platz sind für Karim eine Art der Stressbewältigung und dienen seiner psychische Gesundheit. „Ab und an gehe ich, wenn ich nicht schon todmüde in mein Bett falle, ins FitOne in Würzburg.“
Was sind nun also die Geheimnisse derjenigen, die es schaffen, das Studium und den Leistungssport zu vereinen? Neben einer strikten Zeitplanung setzt Karim auf die Unterstützung durch das Team und sein soziales Umfeld. „Meine Trainer oder Tutoren zeigen viel Verständnis und unterstützen mich, wo sie können“, sagt Karim.
Fördermittel und Unterstützung
Glücklicherweise gibt es Unterstützung für Spieler wie Karim Ben El Ghali. Die Munich Ravens und die Universität Würzburg haben verschiedene Förderprogramme und Unterstützungsmechanismen eingerichtet, um Leistungssportler zu entlasten. Finanziell beansprucht Karim zwar keine Fördermittel, genießt aber ein großzügiges Gehalt der Munich Ravens. „Einen typischen Studierendenjob habe ich nicht, mein Hobby ist mein Beruf. Ich verdiene genug Geld, um die wichtigsten Kosten zu decken, manchmal auch mehr“, erklärt Karim mit einem Zwinkern. Auf die Frage, ob er sich schonmal mit finanziellen Unterstützungen auseinandergesetzt hat, antwortet Karim stumpf mit „Nein“. Wie eine Recherche ergibt, gestaltet sich eine finanzielle Unterstützung außerhalb des Sports schwierig. Da Profivereine häufig mit Profigehältern verbunden sind, zielen die öffentlichen finanziellen Unterstützungen in der Regel auf Bundeskaderathletinnen und -athleten von olympischen Disziplinen ab. Auch Paralympische Athletinnen und Athleten können Förderungen erhalten. Die Deutsche Sporthilfe zum Beispiel verteilt Förderungen in verschiedenen Konzepten. Diese starten in der Regel bei etwa 300€ im Monat, können aber nach individuellen Umständen auch deutlich über 1.000€ hinaus reichen. Die Deutsche Sporthilfe fördert neben den Olympia Athletinnen und Athleten auch ein paar ausgewählte Sportlerinnen und Sportler aus nicht olympischen Sportarten, weswegen ein persönlicher Kontakt durchaus sinnvoll sein kann.
Auch die Universität Würzburg unterstützt Athletinnen und Athleten als Partnerhochschule des Spitzensports. Um ins Förderprogramm zu kommen, ist es grundsätzlich notwendig, Mitglied der A-, B- oder C-Kader eines nationalen Spitzenverbandes zu sein. Nachdem man im Förderprogramm aufgenommen wurde, bietet die Uni folgende Unterstützung: Sie stellt im Rahmen ihrer Möglichkeiten persönliche Mentorinnen und Mentoren zur Verfügung, die durch eine individuelle Studienberatung die Athletinnen und Athleten begleiten und unterstützen. Dabei soll eine möglichst flexible Studienplanung ermöglicht werden. Auch gewährt die Universität bis zu zwei zusätzliche Urlaubssemester als „Meisterschaftssemester“.
Abgaben und Prüfungstermine müssen die Athletinnen und Athleten individuell mit dem zuständigen Prüfungsausschuss abstimmen. Und sie dürfen während der Studiendauer die Hochschulsportanlagen kostenfrei nutzen.
Finanzielle Unterstützung können Sportlerinnen und Sportler wie Karim außerdem durch private Förderungen oder Stipendien bekommen. In Bayern bietet die Bayrische Sportstiftung Förderungen für den Leistungssport. Diese unterstützt bayerische Nachwuchsleistungssportlerinnen und -sportler aus bayerischen Vereinen und Leistungssportstrukturen. So kann zum Beispiel eine Förderung für die Fahrtkosten zum Training, Trainingslehrgängen, Verpflegungszuschüssen, Trainingsmaterial/-geräte oder ähnliches beantragt werden.
Soziale Stützen im Leben von Karim
Akademische Unterstützung ist neben den finanziellen Hürden auch ein wichtiger Faktor, um die Herausforderungen des Alltags besser zu meistern. „Unterstützung von Kommilitonen, die zu Freunden geworden sind, ist wichtig für mich“, sagt Karim. Verpasst er doch mal eine Vorlesung oder Übung, stehen ihm Kommilitoninnen und Kommilitonen zur Seite, die nicht nur wichtige Dokumente und Informationen weiterleiten, sondern Karim auch an Fristen und Termine erinnern. Unterstützung erhält Karim auch von Tutorinnen und Tutoren oder Übungsleiterinnen und -leiter. „Eine erklärende Mail hilft meistens schon, um wichtige Dokumente oder Informationen im Nachhinein zugeschickt zu bekommen“, sagt er.
Neben der finanziellen und akademischen Unterstützung bedarf es auch einer psychologischen Unterstützung. Familie und Freunde bleiben Karims mentale Stütze, falls auch ihm mal der Druck zu groß wird. „Ich bin meiner Familie und allen drumherum sehr dankbar, dass sie mich nicht nur mental unterstützen, sondern auch fast zu allen Heimspielen von mir mitkommen“, sagt Karim. „Aber auch mit meinem Verein, speziell dem Trainerteam, kann ich über alles reden, wofür ich sehr dankbar bin“, ergänzt er.
Die Munich Ravens haben zudem ein Mentoring-Programm ins Leben gerufen, bei dem erfahrene Spieler als Mentoren für jüngere Spieler fungieren. Diese Mentoren helfen nicht nur bei sportlichen Fragen, sondern unterstützen auch bei der Organisation des Studienalltags. „Mein Mentor hat mir viele wertvolle Tipps gegeben, wie ich mein Zeitmanagement verbessern kann“, sagt Karim. Nicht zuletzt profitieren die Spieler von einer hervorragenden sportmedizinischen Versorgung. Die Munich Ravens arbeiten eng mit Sportärzten und Physiotherapeutinnen zusammen, die sicherstellen, dass die Spieler optimal betreut werden und Verletzungen schnell und effizient behandelt werden. Diese Unterstützungsmaßnahmen ermöglichen es Karim und seinen Teamkollegen, ihre akademischen und sportlichen Ziele gleichzeitig zu verfolgen und in beiden Bereichen erfolgreich zu sein. Sie sind ein wesentliches Element, das den Leistungssport an der Universität Würzburg überhaupt erst möglich macht.
Von Jan Trautmann und Maximilian Scheele