Im Rahmen der 26. Veranstaltung des Global Village Anfang Juli 2024 setzten sich Studierende der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Würzburg intensiv mit verschiedenen Vorurteilen auseinander. Eingeladen waren sowohl externe Gäste als auch Studierende mit vielfältigen kulturellen und internationalen Hintergründen, um einen kulturverbindenden Austausch zu fördern. Im Mittelpunkt standen intensive Diskussionen und praxisorientierte Workshops, in denen die Teilnehmenden die Auswirkungen kultureller Stereotypen auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Strukturen untersuchten.

International Dinner Party (Bild: Saman Mirza)

Veranstaltung Global Village – Beyond Stereotypes

Zwei Personen verbeugen sich respektvoll voreinander, ein anderes Personenpaar schüttelt sich respektvoll, aber kurz, die Hände, während weitere zwei Personen sich umarmen und sich gegenseitig auf die Wange küssen. Was diese Verhaltensweisen verbindet ist der Ausdruck von Respekt und Wertschätzung. Trotz der Unterschiede in den spezifischen Traditionen und Bräuchen teilen diese alltäglichen Begrüßungsrituale, die in verschiedenen Ländern Teil ihrer Kultur sind, den gemeinsamen Zweck, positive zwischenmenschliche Beziehungen zu fördern und ein Gefühl von Gemeinschaft und Anerkennung zu schaffen.

Diesen unterschiedlichen Begrüßungsformen mussten sich die Teilnehmenden der Veranstaltung des Global Village innerhalb der Challenge einer „International Dinnerparty“ stellen. Innerhalb dieser Challenge mussten die Teilnehmenden verschiedene Aufgaben bestreiten. Zu diesen Aufgaben zählten die Begrüßung und Vorstellung einander, die an einem fiktiven Hauseingang stattfand, das Abendessen an einem großen Tisch und das Lösen eines Puzzles in einer Gruppenarbeit, was die Zusammenarbeit und Problemlösungsfähigkeiten der Gruppe fördern sollte. Die Teilnehmenden mussten bei jeder dieser Aufgaben verschiedene Charaktereigenschaften nachahmen, die einem bestimmten Land zugeordnet waren.

Innerhalb der Veranstaltung gab es aber auch kleinere Stationen, an denen das Essen mit Stäbchen gezeigt wurde, eine internationale Tanzstation, wo man Tänze aus anderen Kulturen lernen konnte, oder eine Station, an der man beigebracht bekam, seinen eigenen Namen auf Koreanisch zu schreiben.

Podium der Veranstaltung (Bild: Saman Mirza)

Der Fokus dieser Stationen lag darauf, die Teilnehmenden in verschiedenen Situationen zu versetzen, um ihre zwischenmenschlichen Fähigkeiten und Kenntnisse zu testen. Jede der Herausforderungen an den Stationen vereint soziologische und psychologische Komponenten, was den Teilnehmenden die Möglichkeit gibt, sich auf authentische Weise auszudrücken und ihr wahres Selbst zu zeigen.

Das Thema der Veranstaltung war „Outside In – Influencing Influencer’s Influence„ und basiert auf dem Disney – Film „Inside Out“. Dabei sollte vor allem betrachtet werden, wie man den Einfluss von Influencern im alltäglichen persönlichen Leben gestalten kann.

Im Rahmen der Veranstaltung wurden deshalb zentrale Aspekte wie die Förderung verantwortungsvoller Kommunikation, die Entwicklung und Stärkung kritischen Denkens sowie die Intensivierung der Zusammenarbeit durch ein tieferes Verständnis menschlicher Diskriminierung betrachtet. Ziel war es, ein umfassenderes Bewusstsein und eine gezielte Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der modernen Gesellschaft zu ermöglichen. Verantwortungsvolle Kommunikation und ein vertieftes Verständnis von Diskriminierungsformen sollten gefördert werden, um eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen.

Durch die Auseinandersetzung mit diesen Themenfeldern soll ein nachhaltiger Beitrag zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen geleistet und das Bewusstsein für die Notwendigkeit verantwortungsvoller Handlung im Umgang miteinander gestärkt werden.

Ursprung und Entwicklung des Global Village Konzepts

Das Konzept des Global Village entstand aus Beobachtungen in verschiedenen beruflichen und bildungsbezogenen Kontexten. Sowohl Studierende als auch Berufstätige zeigten den Wunsch nach herausfordernderen und ansprechenderen Aktivitäten, die die persönliche Weiterentwicklung fördern. Dieser Wunsch führte zur Schaffung von Übungen und Projekten, die zunächst in Universitätskursen stattfanden und später in komplexere Formate wie die jetzige Veranstaltung des Global Village ausgeweitet wurden.

Das Konzept des Global Village verbindet wirtschaftliche Aspekte wie Wettbewerb und Ressourcenknappheit in modernen Gesellschaften mit zwischenmenschlichem Verständnis und Zusammenarbeit. Dadurch wird es möglich, wichtige regionale und globale Themen wie Nachhaltigkeit und Vielfalt präzise und erfolgreich anzugehen. Es fördert ein Gefühl von „wir“ anstelle von „wir gegen sie“ und unterstützt einen inklusiveren und kooperativeren Ansatz im Leben und Geschäft. Dieser Wandel hat das Potenzial, zu erfolgreicheren und erfüllenden beruflichen und persönlichen Beziehungen zu führen.

Organisiert und geplant wird diese Veranstaltung von den Studierenden der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Würzburg. Zur Vorbereitung und Organisation der Veranstaltung belegen die Studierende das Seminar „Cross Cultural Management“ und werden dabei von dem Dozenten Philo Holland geleitet und unterstützt.

Die Cross-Cultural Management Kurse (CCM1 und CCM2)

Das Seminar Cross-Cultural Management gibt es in den Bachelorstudiengängen als Grund- und Vertiefungsseminar und wird auf Englisch gehalten. Beide Seminare werden sowohl im Winter- als auch Sommersemester angeboten und umfassen jeweils fünf ECTS Punkte. Der Kurs kann als benotetes oder unbenotetes Modul belegt werden. Die Studienleistungen, die für diesen Kurs erbracht werden müssen, sind das Besuchen der Seminarvorlesungen, die Abgabe von Zwischenleistungen sowie die Organisation und Durchführung der Veranstaltung des Global Village.

Das Cross-Cultural Management Seminar ist darauf aufgelegt, den Studierenden ein tieferes Verständnis für sich selbst und andere zu vermitteln. Der Kurs geht weit über theoretische Konzepte hinaus und fördert ein tiefes Bewusstsein für die eigene sowie für fremde Kulturen. Er untersucht die Dynamik der zwischenmenschlichen Zusammenarbeit und beleuchtet dabei, wie bestimmte Aspekte wie Zeitmangel oder gesellschaftlicher Druck das persönliche Wachstum und die Selbstfürsorge beeinflussen können. Studierende sammeln wertvolle Erfahrungen, die sie sowohl beruflich als auch persönlich weiterbringen.

Dies geschieht insbesondere im Kurs „Cross Cultural Management 2“, in dem sie die Verantwortung für die Durchführung des Global Village Events übernehmen und sich der organisatorischen Herausforderung der Planung eines solchen Events stellen. Hierbei arbeiten die Studierenden in verschiedenen Teams, die jeweils für bestimmte Aspekte und Aufgaben des Events verantwortlich sind – von der Gestaltung des Marketings bis hin zur Pressearbeit. Diese Aufgaben erfolgen unter der Anleitung des Dozenten Philo Holland.

Trotz der Unterstützung durch den Dozenten liegt der Fokus auf der Eigenverantwortung der Studierenden, die den Großteil der Planung und Umsetzung eigenständig übernehmen. Dieser praxisnahe Ansatz ermöglicht ihnen, ihre organisatorischen Fähigkeiten in einem realen Kontext zu erproben und weiterzuentwickeln. Der interaktive Ansatz des Seminars gewöhnt die Studierenden an neue Unterrichtsstile und fördert durch die Anregung des Dozenten, sich nicht neben bekannte Personen zu setzen, neue Interaktionen. Zusätzlich stärkt die Geschäftssimulation des Global Village die Zusammenarbeit von Studierenden aus verschiedenen Hintergründen und bereitet sie effektiv auf reale Arbeitsumgebungen vor.

Ein Highlight des Kurses war, dass die Studierenden im Zusammenhang mit dem Thema “Outside In“ eigene T-Shirts gestalten durften. Dabei war es ihnen freigestellt, einen individuellen Slogan zu wählen und diesen auf die Rückseite ihrer Shirts drucken zu lassen. Diese Ergebnisse reichten von humorvollen Sprüchen wie „I have Dracula on Speed Dial“, „Oui Oui Baguette“ oder „Spanish is not Ole Ole“ bis hin zu kulturell inspirierten Aussagen wie „Made in Korea“.

Studierende des Kurses CCM1 und CCM2 (Bild: Saman Mirza)

Zusammengefasst kann festgehalten werden, dass das Cross-Cultural Management Seminar eine praxisnahe Lernerfahrung bietet, die weit über konventionelle Unterrichtsmethoden hinausgeht. Es hilft Studierenden, mit verschiedenen Kulturen und Hintergründen zu arbeiten und bereitet sie auf zukünftige berufliche Herausforderungen vor. Besonders geschätzt werden die praktische Anwendung des Geschäftskonzepts und die interaktiven Lernmethoden, die die Kommunikation und Organisation der Veranstaltung zu einer sowohl herausfordernden als auch lehrreichen Erfahrung machen. Die Studierenden berichten von bedeutenden Einsichten und empfehlen den Kurs weiter.

Von Saman Mirza und Nadja Braun