Dr. Philipp M. Richter (Juniorprofessur für Quantitative International & Environmental Economics; zugleich Universität Mannheim) hat gemeinsam mit Simon J. Bolz (TU Dresden) und Fabrice Naumann (LMU München) eine Studie mit dem Titel „Unilateral Environmental Policy and Offshoring“ im renommierten Journal of International Economics (JIE) veröffentlicht.
Die Arbeit zeigt in einem allgemeinen Gleichgewichtsmodell mit internationalem Handel und heterogenen Unternehmen, wie die Verlagerung emissionsintensiver Produktionsprozesse ins Ausland (Offshoring) die Wirksamkeit nationaler Klimapolitik verändert. Erhöht ein Land seine CO₂-Besteuerung, senken die meisten Unternehmen – wie beabsichtigt – im Inland ihre Emissionen. Ein Teil der besonders produktiven und damit tendenziell emissionsarmen Unternehmen verlagert jedoch die schmutzigeren Produktionsschritte in Länder mit niedrigeren CO₂-Preisen. Die zunehmende Produktion dort führt zu steigenden Löhnen und verteuert somit Emissionsminderungen: Bleiben die CO₂-Steuern im Ausland unverändert, wird die ausgelagerte Produktion schmutziger. In der Folge sinken die Emissionen im Inland, steigen aber im Ausland – ein Prozess, der als Carbon Leakage benannt wird. Sind die Steuerunterschiede gering, gehen die globalen Emissionen insgesamt zurück; werden die Unterschiede jedoch zu groß, kann die Emissionsverlagerung mehr als 100 % betragen – ambitioniertere Klimapolitik erhöht dann unbeabsichtigt die weltweiten Emissionen. Die Einführung eines CO₂-Grenzausgleichs (engl.: Border Carbon Adjustment) zusätzlich zur CO₂-Steuer – in der EU seit dem 1. Oktober 2023 in der Übergangsphase (ohne Kosten), ab dem 1. Januar 2026 kostenwirksam– verhindert zwar Carbon Leakage, kann jedoch die globale Einkommensungleichheit erhöhen.
Auf Basis ihrer Ergebnisse plädieren die Autoren nicht für weniger nationale Entschlossenheit, sondern für mehr und besser koordinierte globale Kooperation: Nur so lassen sich unerwünschte Effekte vermeiden und wirksame Klimapolitik gestalten.
Die Forschungsarbeit ist als Open Access Veröffentlichung verfügbar: https://doi.org/10.1016/j.jinteco.2025.104185

