Emma, französische Studentin der Angewandten Fremdsprachen mit dem Schwerpunkt Kommunikation und Markenstrategie, lernt die Sprache Goethes seit sie elf Jahre alt ist. Für sie war es selbstverständlich, in Deutschland zu studieren, „ohne zu wissen, warum“. In ihrem letzten Jahr ihres Bachelorstudiums an der JMU Würzburg ist sie gerade mitten im Auslandsaufenthalt und berichtet von ihren Erfahrungen.

Von Gabriel Girts 

Eine unerklärliche Anziehungskraft

Emma weiß nicht, warum sie immer diese Faszination für die deutsche Sprache und für Deutschland im Allgemeinen hatte. „Es war etwas, das mir in die Wiege gelegt wurde, aber ich weiß immer noch nicht, was mich dieses Land wirklich lieben lässt“, sagt Emma.

Im Jahr 2019 begann sie daher einen deutsch-französischen Bachelorstudiengang in Rechtswissenschaften, der mit Mainz verschwistert ist. Sie brach die Ausbildung fast ein Jahr später ab, um ihren jetzigen Bachelor zu beginnen: „Ich fand es toll, Deutsch zu lernen, aber Jura gar nicht“, sagt die 21-jährige Französin. Da habe  sie dann wirklich gewusst, was sie tun wollte: in Deutschland studieren und zu leben.

Das Leben in Würzburg 

„Für Erasmusstudenten ist es wirklich eine tolle Stadt“, sagt Emma. Würzburg habe viele Trümpfe in der Hand, um Studenten zu begeistern. Die Stadt sei von pittoresken Weinbergen und dem Main umgeben und biete zahlreiche Möglichkeiten für Aktivitäten im Freien. Emma betont auch: „die überschaubare Größe der Stadt macht es leicht, sich zurechtzufinden“.

Im Gegensatz dazu erlebt Emma eine gewisse Desillusionierung in Bezug auf ihre Beziehungen gegenüber den Deutschen. 

Als Emma in Deutschland angekommen sei, habe  sie im Gegensatz zu vielen anderen Erasmus-Studenten nicht unbedingt jede Nacht feiern gehen wollen. „Bevor ich nach Würzburg kam, hatte ich mir zum Ziel gesetzt, mich mit Muttersprachlern anzufreunden. Ich wollte unbedingt große Fortschritte in Deutsch machen und dachte, dass ich viele deutsche Freunden finden würde, um schnell Fortschritte zu machen und zweisprachig zu werden.“

Emma war von Natur aus positiv eingestellt und dachte, dass das Klischee über Erasmus-Studentinnen und Studenten, die nur unter sich bleiben würden, nicht wahr sein könne. Sie stellt mit Bedauern fest: „Nach einem Jahr hier kann ich feststellen, dass die meisten meiner Freunde aus der ganzen Welt kommen, aber nicht aus Deutschland“.

Studium an der Uni Würzburg 

Emma ist insgesamt sehr begeistert vom deutschen Universitären System. „Ich finde es toll, dass ich meine Kurse selbst wählen kann, auch wenn sie mit meinem Bachelor in Frankreich zusammenhängen müssen. Ich hatte trotzdem eine gewisse Freiheit bei der Wahl meiner Kurse, was mir ermöglichte, mich mehr für den Bereich des Journalismus zu öffnen. Das ist eine Öffnung und eine Chance, die ich in Frankreich nie gehabt hätte“.

Der einzige negative Punkt sei auf organisatorischer Ebene zu finden.  Da es ihren Studiengang in Deutschland nicht gibt und er sehr vielfältig ist, muss sie oft von einem Kurs zum nächsten rennen: „Der Bachelor, den ich studiere, gibt es in Deutschland nicht, daher studiere ich hier an drei verschiedenen Universitäten und muss manchmal von der WiWi Universität am Sanderring zum Hubland Nord in 20 Minuten fahren.“

Das deutsche Uni-System war für sie anfangs sehr verwirrend, da der Stundenplan in Frankreich feststeht und zu Beginn des Jahres festgelegt wird. 

Tipps für zukünftige Erasmusstudenten

Emma hat daher ein paar kleine Tipps für dich, um dir unnötigen Stress bei der Vorbereitung deiner Abreise zu ersparen.: „Ich würde den Studenten empfehlen, sich so früh wie möglich um die Formalitäten zu kümmern, denn sie können langwierig und mühsam sein, vor allem, weil sie auf Englisch oder in der Sprache des Gastlandes erledigt werden müssen“.

Darüber hinaus entschied sie sich dafür, eine private Unterkunft zu suchen. Es war sehr schwierig und stressig, eine Unterkunft in Würzburg zu finden. Emma empfiehlt daher, die Option ein Studentenwohnheim zu wählen, die bei der Einschreibung angeboten wurde: „Es gibt Studentenwohnheime, die weniger kosten als eine Wohnung, in denen du Zeit und Ruhe sparst“.

Nur das französische Essen fehlt…

Die 21-jährige Studentin zieht insgesamt eine sehr positive Bilanz über ihr erstes Jahr in Deutschland, hier in Würzburg, aber eine Sache vermisst sie schmerzlich…: „Ich vermisse das gute Baguette und die guten französischen Patisserien!!! Und ich habe hier schon viele Baguettes probiert, aber keins kann mit dem französischen Know-how mithalten“.